Die Figuren des Wurmlinger Pfingstritts

Platzmeister

"Macht Platz, macht Platz, Mann, Weib und Kind,
der König kommt mit seinem Regiment,
den Platz muss ich säubern,
drum tut euch ereifern.
Sie kommen all, sie sind ja schon da,
drum kommt ihr Zuschauer uns nicht zu nah.
Wohin, woher treibt euch der Wind,
dass eure Stiefel und Sporen so staubig sind."

Adjutant

"Ich bin des Königs Adjutant
ich reit' herum im ganzen Land,
ich reit' über Wiesen und Äcker,
was geht's dich an du junger Lecker?
Wir kommen soeben aus dem Lande der Sachsen,
wo die schönsten Mädchen auf den Bäumen wachsen.
Und hätt' ich schon früher daran gedacht,
so hätt' ich ein Dutzend davon mitgebracht."

Fähnrich

"Zum Fähnrich bin ich auserkoren,
zu meiner Fahn' hab' ich geschworen,
ich werd' sie aus meiner Hand nicht geben,
und kost' es auch mein eigen Leben.
Gar frisch und froh will ich sie schwingen,
dabei ein frohes Lied noch singen.
Wenn's Banner frisch im Winde weht,
dann frisch es auch durch' s Leben geht.
Drum auf Kameraden, habt frohen Mut,
der Anfang ist schwer, das Ende ist gut."

Maienträger

"Der Maienträger bin ich genannt,
den Maien hab' ich in meiner Hand.
Dies ist der heutige Siegespreis,
wer ihn erhält, ich noch nicht weiß.
Und wenn ein schöner Maien fällt,
so reite, dass der Boden schnellt.
Bleibt aber der Maien aufrecht stehen,
so will ich mit meinem Kameraden ins Wirtshaus gehen.
Meine Kameraden sind mir wohl bekannt,
sie gaben den Maien mir in die Hand,
auch taten sie ihn aufs Schönste zieren,
damit ich die Mädel soll verführen.
Darüber hab' ich mich besonnen,
es sind mir zu viele zum Tanz gekommen.
Weiter als eine ist immer zuviel,
da treibt schon die Eifersucht lustig ihr Spiel.
Drum bin ich der Ansicht, 's ist 's Allerbest,
wenn mich eine jede in Ruhe lässt."

Mohrenkönig

Ich bin der König der Mohren,
wie ihr mich seht bin ich geboren,
ich hab' schwarzes Haar und ein weißes Gesicht,
ein jeder glaubt er kenne mich,
und rote Lippen hab' ich auch wie ihr seht,
die haben die Mädchen mir fein abgeschleckt.
Ich hab auch die Menschen schon oft erschreckt,
wenn ich meine Zähne hervor hab' gebleckt.
Drum nehmt euch ihr Mädchen vor mir in Acht,
ich komme zu euch, wie der Dieb in der Nacht.

Koch des Königs

"Ich bin des Königs Koch,
der Herr bin ich am Ofenloch,
siedet es nicht, so bratet es doch.
Ich bin bekannt im ganzen Land,
weil ich kann kochen, es ist eine Schand'.
Der König hat Herren zum Mahle geladen,
da haben mir Hunde das Fleisch fort getragen.
Nun bin ich in den Wald 'gegangen,
hab' Igel, Spitzmaus und Frösche gefangen,
und sie mit Haut und Haar' in den Hafen gesteckt,
dies hat den Herren gar wohl geschmeckt.
Mit Läusen hab' ich gesalzen
und mit Flöhen gut geschmalzen,
mit Katzendreck sie noch überstrichen
das ist ganz fein den Hals 'nab geschlichen.
Ich bin zwar ein gelernter Koch,
doch eine Köchin fehlt mir noch,
die mir die eigenen Speisen würzt
und sonst auch noch die Zeit verkürzt.
Drum will ich heute mich umschauen,
doch ist den Mädchen nicht zu trauen.

Kellermeister des Königs

Ich bin des Königs Kellermeister,
im Saufen bin ich Herr und Meister.
Meine Gurgel ist wohl ganz klein,
doch gehen hundert Liter hinein!
Und auch drei weitere noch dazu,
ich sauf viel weiter als a Kuh!
Und essen kann ich auch für vier,
wohl ganz gemütlich glaubt es mir.
Ich fress 'nen Schneider samt der Scher;
Mein Magen, der ist grausig leer.
Noch leerer als mein Portemonnaie.
Und darin ist auch nicht viel mehr.
Und dann der Durst, ist nicht zum Lachen,
was soll man heutzutage wohl machen,
da muss man eben Wasser saufen;
wenn man kann kein Bier nicht saufen.

Doktor Eisenbart

Doktormäßig bin ich studiert,
ich hab ein altes Weib kuriert.
Ich hab' einen Wurm von ihr getrieben,
der ist siebenundsiebzig mal um den Ofen herum gestiegen.
Zweimal zum Fenster aus und ein;
Was muss das für ein Ding gewesen sein!
Wenn mancher wollt' wissen,
was ich hab' gebraucht,
Fuchsschmalz, Dachsschmalz, Drachenschmalz,
Schmalz von einem alten Weib,
die hinter Likse Lekse leit.
Mit siebenundsiebzig Eimer Wein
und vierhundert Leberwurst
löscht man den Mädchen,
die hier sind,
jedes Mal den Durst.

Henkermeister

Henkermeister bin ich genannt,
den Strick führ' ich in meiner Hand;
ich bin geritten durch eine Stadt,
die heißt Wangen,
dort hab' ich den Pfingstbutz aufgefangen.
Ich hab ihn erwischt bei einem Pfaffen,
da hat er bei der Köchin geschlafen,
der König, der hat den Stab gebrochen,
und den Pfingstbutz das Todesurteil gesprochen.

Pfingstbutz

"Holla, holla, i bin au no do!
I, mit meim grasgreena Hoar.
I muss au mohl Spektakel macha,
doch müsset ihr net so grausig lacha,
wenn i mein Spruch net recht sollt' macha.
Denn wo i gestern übend hab' studiert,
hat mi a scheene Jungfer verführt.
Do ließ i mei Studiera' bleiba
Und tat der Jungfer die Zeit vertreiba.
Doch heit Morga ben i früh ufg'standa,
ben um neune scho vor d'r Bettlaad g'standa.
Do han i glosnet und han dacht',
ob denn no niemand isch erwacht',
und ob niemand fahr' oder reit',
damit i net d'r Letzte sei.
Druff han i gschwend mei Gäule g' sattelt
Und be g'miatlich ane g'wacklet.
Doch, dass i be jetzt d'r Letzte g'worda,
des hat mi scho ganz sakrisch g' schorra.

     
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